Bundesarbeitsminister Heil appelliert an UnternehmenHaribo: Die Lichter dürfen nicht ausgehen

06. Dezember 2020

Die Lichter dürfen nicht ausgehen! Unter diesem Motto protestieren Beschäftigte des Haribo-Werkes Wilkau-Haßlau und ihre Familien mit einem Lampionumzug. Aufgerufen dazu hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Das Unternehmen will den einzigen Standort des Unternehmens im Osten zum Jahresende schließen, ohne dass es eine Perspektive für die Beschäftigten und für die Fortführung des Betriebes gibt. Eröffnet wurde der Umzug am Nikolaustag um 17 Uhr auf dem Marktplatz von Wilkau-Haßlau durch die Pfarrerin und den Pfarrer der örtlichen Gemeinde, anschließend ging es zum Werk.

Das Haribo-Werk in Wilkau-Haßlau ist ein typischer Fall von Profitstreben. Arbeitsplätze und die Lebensperspektiven von Menschen sollen für Renditeziele geopfert werden, ein wichtiger Betrieb würde aus der Region verschwinden“, kritisiert Thomas Lißner von der NGG. Der Gewerkschafter weiter: „Was dies mit einem Familienunternehmen zu tun hat, das in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, weiß ich nicht. Zu der Familie Haribo gehören offenbar nur die Firmeneigner und Manager. Das ist Kapitalismus pur. Wir fordern, den Schließungsbeschluss aufzuheben und nach Alternativen zu suchen.“

Die Beschäftigten wollen sich mit dem Schließungsbeschluss nicht abfinden und erfahren viel Unterstützung. Eine Petition zum Erhalt des Werkes wurde fast 15.000 unterzeichnet. Zuletzt meldete sich sogar der Entertainer und langjähriges Werbegesicht des Unternehmens, Thomas Gottschalk, zu Wort.

Anlässlich der Protestaktion appellierte auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) an das Unternehmen. Das Statement wurde vor Ort verlesen.

„Liebe Kolleginnen und Kollegen,

dass Haribo sein hoch-profitables und einziges ostdeutsches Werk schließen will, ist ein Schock und sollte dringend von der Geschäftsführung überdacht werden.

Als Bundesarbeitsminister stehe ich solidarisch an der Seite der Beschäftigten am Standort Wilkau-Haßlau, die in den vergangenen Jahren ihren Teil dazu beigetragen haben, dass Haribo im Bereich Süßwaren Marktführer ist und mit Milliarden-Umsätze macht.

Die Kolleginnen und Kollegen - und die Region! - verdienen eine wirtschaftliche Perspektive! Ich fordere deswegen die Haribo-Geschäftsführung dazu auf: 

  • Überdenken Sie bitte Ihre Entscheidung noch einmal im Interesse der Beschäftigten, aber auch im Interesse des Ansehens Ihres Unternehmens!
  • Und nehmen Sie bitte Ihre soziale Verantwortung wahr! Schöpfen Sie mit den Sozialpartnern und der sächsischen Landesregierung alle Möglichkeiten aus, um die Arbeitsplätze am Standort Wilkau-Haßlau zu sichern!

Ich weiß, dass die Gewerkschaft NGG und der sächsische Staatsminister für Wirtschaft, Martin Dulig, ihre Hand im Interesse aller Beteiligten ausgestreckt haben. Diese Chance sollten Sie jetzt Ergreifen! Wo ein Wille ist, das ist auch ein Weg.“

Hintergrund

Seit Bekanntwerden des Schließungsbeschlusses Anfang November, kämpft die Gewerkschaft mit Politiker*innen aus Sachsen dafür, den Standort zu erhalten und fortzuführen. Das Werk hat in der Vergangenheit regelmäßig Gewinne in Millionenhöhe an den Mutterkonzern abgeführt, dieser unterließ es jedoch zu investieren. Schon zu DDR-Zeiten wurde an dem Standort für Haribo und andere westdeutsche Unternehmen produziert, 1990 wurde der Betrieb von Haribo übernommen. Die Familie Riegel als Unternehmens-Eignerin gehört mit einem geschätzten Vermögen von über 2 Milliarden Euro zu den hundert reichsten Deutschen. Von der Schließung wären etwa 150 Beschäftigte mit ihren Familien betroffen. Die Stadt Wilkau-Haßlau verlöre ihren wichtigsten Betrieb und eine wichtige Einnahmeposition.