Beschäftigte kehren in den Betrieb zurückStreik bei Lausitzer Früchte ausgesetzt

04. November 2020

Die zunehmende Verhärtung im Konflikt gepaart mit Beeinträchtigungen durch die jüngsten Corona-Entwicklungen, machen eine lösungsbringende Fortsetzung des Arbeitskampfes derzeit nicht möglich.

„Verschiedene Beeinträchtigungen durch Corona machen gemeinsame Streikaktivitäten schwierig, etwa wenn Einzelne in Quarantäne gehen müssen oder öffentliche Aktionen nicht mehr so einfach möglich sind. Nicht weniger schwerwiegend ist, dass sich der Konflikt immer mehr verhärtet. Vor diesem Hintergrund wird der Arbeitskampf vorerst ausgesetzt“, erklärt Olaf Klenke, NGG-Verhandlungsführer. Klenke weiter: „Das Unternehmen hat öffentlich angekündigt, die Löhne um 50 Euro zu erhöhen. Das ist weniger als wir zuletzt gefordert haben. Deswegen ist dieser Konflikt noch nicht gelöst. Da es keinen gültigen Tarifvertrag gibt, kann der Arbeitskampf wieder aufgenommen werden, sobald ein günstigerer Zeitpunkt kommt.“

Der Arbeitskampf hatte am 16. Oktober begonnen. Überraschend ist für alle der große positive Zuspruch und die parteiübergreifende Unterstützung, die die Streikenden in den zurückliegenden Wochen erhalten haben. Ihr Ziel: Eine zeitnahe Erhöhung des Stundenlohns um 1 Euro. Ein größerer Teil der Beschäftigten erhält nur 11 Euro Stundenlohn. Das entspricht bei einer 40-Stunden-Woche einem Bruttomonatslohn von 1.906 Euro. Der Stundenlohn soll auf 12 Euro steigen. Die Forderung der Gewerkschaft NGG bei Lausitzer Früchte unterscheidet sich damit deutlich von den Forderungen, die die NGG bei anderen Betrieben der sächsischen Ernährungswirtschaft aufgestellt hatte. Dort forderte sie bestehende Lohnunterschiede von mehreren Hundert Euro zu vergleichbaren Betrieben in Westdeutschland abzubauen und konnte erfolgreiche Tarifabschlüsse durchsetzen. So zuletzt in Ostsachsen bei Bautz’ner Senf, wo die Monatslöhne künftig jährlich um 100 Euro im Jahr steigen.

Geschäftsleitung hält an Position fest

Die Geschäftsleitung von Lausitzer Früchte ist bisher nicht bereit, von ihrer Position abzuweichen. Sie nimmt Verwerfungen und Verhärtungen im Betrieb in Kauf. Dabei muss klar sein: Eine Zukunft für den Betrieb kann es nur mit und nicht gegen die Beschäftigten geben. Das Geschäftsmodell Niedriglohn wird sich nicht auf Dauer tragen. Daran kommt die Eigentümerfamilie nicht vorbei. Einschüchterungen der Beschäftigten und eine Spalte und Herrsche-Strategie im Unternehmen machen die Situation nur schwieriger.

Besondere Brisanz hat der Konflikt, weil das Unternehmen dem Vorsitzenden des Sächsischen Arbeitgeberverbandes Werner Deharde gehört. Während eine Reihe von Mitgliedsunternehmen des Arbeitgeberverbandes jüngst mit der NGG Tarifverträge abgeschlossen haben, ist das Unternehmen aus der Tarifgemeinschaft ausgetreten. Noch 2017 wurden Werner und Maximilian Deharde als „Sächsische Unternehmer des Jahres“ ausgezeichnet.

Hintergrund:

Neben Lausitzer Früchte gehört zur Firmengruppe das Unternehmen Kinella im Vogtland und die in Sohland ebenfalls bestehende Lausitzer Food Ingredients GmbH. Für diese beiden Unternehmen lehnt das Unternehmen bisher Tarifverhandlungen grundsätzlich ab. Neben der eigenen Marke werden auch Marken wie Lockwitzgrund Fruchtsäfte, Kinella Kindergetränke oder Dresdner Striezel Glühwein hergestellt.