Beschäftigte der Verpackung und Fertigung legen versetzt die Arbeit nieder und Produktion stillNadelstich-Streik gegen Lohnblockade bei Riesa Nudeln

11. August 2021

Mit einer neuen Streiktaktik reagieren die Beschäftigten des Nudelherstellers Teigwaren Riesa auf die erneute Lohnblockade des Unternehmens. Von Dienstagabend 22 Uhr bis Mittwoch 14 Uhr legten Beschäftigte der Verpackung und Produktion die Arbeit abwechselnd und zeitversetzt nieder. Die Produktion kam dadurch vollständig zum Erliegen. Aufgerufen hatte dazu die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

„Die Beschäftigten sind die Lohnblockade bei Riesa Nudeln leid. Es muss sich etwas bewegen. Will die Geschäftsleitung und Eigentümerfamilie ihre Blockade fortführen oder ist sie bereit, über nachhaltige Lohnerhöhungen zu verhandeln?“, so Olaf Klenke vom Landesbezirk Ost der NGG.

Klenke weiter: „Die Beschäftigten sind bereit, weiter Druck zu machen. Sie können sehr flexibel und schwer kalkulierbar streiken. Wir haben da noch einiges im Köcher. Niedriglöhne bei Teigwaren Riesa müssen ein Auslaufmodell sein!“

Ein erneutes Verhandlungsgesuch der Gewerkschaft über höhere Löhne zu verhandeln, hatte das Unternehmen abgelehnt. In einem Schreiben stellte das Unternehmen allenfalls „eine einmalige Corona Prämie“ in Aussicht. Diese müsse jedoch von der Höhe „wirtschaftlich angemessen sein“. Frühestens im Januar könnte über „mögliche tabellenwirksame Lohnerhöhungen verhandelt“ werden.

Die Lebensmittelgewerkschaft NGG fordert bei dem Nudelproduzenten Teigwaren Riesa deutliche Lohnerhöhungen. Gegenüber Nudelproduzenten in Westdeutschland bestehe eine Lohnlücke von über 700 Euro im Monat. Diese will die NGG schrittweise schließen und mit dem Unternehmen über erste Schritte verhandeln. Derzeit liegt die unterste Lohngruppe bei Riesa Nudeln nur bei einem Stundenlohn von 9,94 Euro und damit lediglich 34 Cent über dem derzeitigen Mindestlohn. Viele Beschäftigte erhalten einen Stundenlohn bis zu 11,50 Euro. Etwa 80% der Beschäftigten erhalten einen Stundenlohn von 13 Euro oder weniger.

Die Tariferfolge bei anderen Lebensmittelbetrieben geben nach Ansicht der NGG die Richtung vor. So wurde im letzten Jahr beim Ölwerk Cargill in Riesa ein Tarifvertrag vereinbart, mit dem die Monatsentgelte der Beschäftigten stufenweise bis Ende des Jahres 2022 um 358 Euro steigen. Beim FRoSTA-Tiefkühlwerk in Lommatzsch wurde für denselben Zeitraum ein Betrag von 395 Euro festgelegt. Damit wird die noch bestehende Lohnlücke deutlich verkleinert. In beiden Fällen kam es davor zu Streiks.

Hintergrund: 

Beim Nudelhersteller in Riesa arbeiten etwa 150 Beschäftigte. Der Betrieb ist eine Tochter des Teigwarenherstellers Alb-Gold aus Baden-Württemberg. Die Gewerkschaft NGG hatte vor zwei Jahren mit mehreren 24 Stunden-Streiks erstmals in dem Unternehmen einen Tarifvertrag durchgesetzt.