Warnstreik beim Teiglingswerk Dommitzsch. Beschäftigte setzen deutliches Zeichen„Wir kommen kaum noch über die Runden.“

01. Februar 2023

Mit großer Geschlossenheit setzten heute früh die Beschäftigten des Teiglingswerk Dommitzsch ein deutliches Zeichen in der laufenden Lohntarifrunde. Mit einem Warnstreik legten sie die Produktion für mehrere Stunden lahm. Typische Sätze auf der Streikversammlung waren: „Wir kommen kaum noch über die Runden.“ „Meine Abschläge bei Strom und Gas haben sich verdoppelt.“ „Nach dem Einkauf im Supermarkt bleibt kaum noch was über.“

Derzeit stocken die Tarifverhandlungen für den Tiefkühlbackwarenhersteller des belgischen Lebensmittelkonzerns Vandemoortele und andere Betriebe der Ernährungsindustrie in Sachsen. Zwei Verhandlungsrunden brachten bisher kein Ergebnis. Am Freitag steht der nächste Verhandlungstermin an.

Die Beschäftigten des Teiglingswerkes fordern, den Monatslohn um 520 Euro zu erhöhen, um die Preissteigerungen auszugleichen und einen deutlichen Schritt weg vom Niedriglohn zu machen. Der Stundenlohn der untersten Lohngruppe, in der die meisten Beschäftigten derzeit eingruppiert sind, beträgt 12,01 Euro und liegt damit auf der Höhe des gesetzlichen Mindestlohns. Im Teiglingswerk in Dommitzsch arbeiten etwa 150 Menschen. In Schichtarbeit werden Teiglinge hergestellt, vorgebacken und vorgefrostet. Sie gehen dann in den Handel und die Gastronomie.

„Die starke Beteiligung beim Warnstreik ist ein klares Signal an die Unternehmensspitze. Die Beschäftigten brauchen ein deutliches Lohnplus. Sie wollen weg vom Mindestlohn und Schluss machen mit Billiglohn Ost. Vandemoortele muss sich bei der anstehenden Verhandlung am Freitag deutlich bewegen,“ erklärt Olaf Klenke, Verhandlungsführer der NGG. Klenke weiter: „Ein Großteil der Beschäftigten des Teiglingswerkes geht mit Mindestlohn nach Hause. Das ist nicht mehr zu akzeptieren“.

Beim Schwesterbetrieb, dem Vandemoortele Margarinewerk in Dresden, fand bereits vor einigen Tagen ein Warnstreik statt. Gestreikt hat auch schon die Ölmühle Riesa, die dem US-amerikanischen Handelskonzern Cargill gehört. Die nächste Tarifverhandlung für diese Betriebe und auch den Edeka-Fruchtsafthersteller Sonnländer findet am 3.Februar statt.

Einen ersten Erfolg bei den Tarifverhandlungen in der sächsischen Ernährungsindustrie kann die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) beim FRoSTA-Tiefkühlkost-Werk in Lommatzsch verzeichnen. Dort gelang letzte Woche ein Tarifabschluss, mit dem der Lohn an des West-Niveau des FRoSTA-Tiefkühlwerkes in Bobenheim in Rheinland-Pfalz angeglichen wird. Für Facharbeitskräfte steigt das Entgelt bis Oktober 2024 in vier Stufen um insgesamt 587 Euro. Zum 1. Januar 2025 erfolgt dann eine weitere Erhöhung mit der vollständigen Angleichung auf Westniveau.

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Ohne ein Ergebnis ging die zweite Lohntarifverhandlung für Betriebe der sächsischen Ernährungswirtschaft auseinander. Die Arbeitgeberseite legte erst nach mehreren Stunden ein Angebot vor. Für die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und ihre Mitglieder ist dieses aber enttäuschend. Die Lebensmittelgewerkschaft wird nun in den Betrieben die nächsten Schritte beraten.

Nach den Plänen der Arbeitgeberseite sollen die Löhne trotz der aktuell hohen Preissteigerungen in den ersten zwei Monaten des Jahres zunächst gar nicht steigen. Dann stehen unterschiedliche Lohnerhöhungen im Raum, zum Teil in Verbindung mit einer Inflationsprämie.  Diese reichen aber nicht aus, um dauerhaft die Preissteigerungen auszugleichen. Und die Beträge reichen nicht aus, um in einem größeren Schritt noch bestehende Lohnunterschiede zu vergleichbaren Betrieben in Westdeutschland abzubauen.

Verhandelt werden die Löhne für etwa 1.000 Beschäftigte in verschiedenen Betrieben der sächsischen Lebensmittelindustrie. Dazu gehören der Fruchtsaftproduzent Sonnländer Getränke in Rötha (Tochter der EDEKA-Gruppe), das Margarinewerk Vandemoortele Lipids in Dresden und das Teiglingswerk in Dommitzsch, das ebenfalls dem belgischen Nahrungsmittelkonzern Vandemoortele gehört. Ferner sind die Beschäftigten der Ölmühle in Riesa betroffen, die Sonnenblumen- und Rapsöl für den Einzelhandel herstellen. Das Werk gehört dem US-amerikanischen Handelsunternehmen Cargill.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) fordert für die Beschäftigten einen Inflationsausgleich, einen angemessenen Abstand zum neuen Mindestlohn (12 Euro in der Stunde) und Schritte zur Lohnangleichung an das Niveau vergleichbarer Betriebe in den westdeutschen Bundesländern. Dazu sollen die Monatslöhne je nach Betrieb um 500 Euro und mehr steigen.

Für die Beschäftigten des Tiefkühlkost-Werkes in Lommatzsch des Unternehmens FRoSTA findet die nächste Verhandlung am 24.Januar statt. Für das Knorr-Suppen-Werk in Auerbach im Vogtland, das zum Konzern Unilever gehört, gibt es noch keinen Verhandlungstermin.