Streik bei Lichtenauer MineralquellenGewinne sprudeln, Mitarbeiter sitzen auf dem Trockenen

31. Mai 2023

Die ostdeutschen Mitarbeiter des Getränke-Riesen Hassia wollen nicht länger auf die Lohnangleichung warte. Nach Thüringer Waldquell (Vita Cola) und Glashäger Brunnen traten heute die Beschäftigten bei Lichtenauer Mineralquellen in einen ersten Warnstreik. 

Das Unternehmen Hassia hat 2022 über Marktniveau abgeschlossen und konnte Umsatzsteigerungen von 7,8% verzeichnen. Das Ärgernis für die Beschäftigten: trotzdem soll auch in diesem Jahr die zugesagte Lohnangleichung an das Tarifniveau im Westen nicht kommen. Das Arbeitgeberangebot würde die 11,5 % Lohnlücke zum Stammhaus in Bad Vilbel/Hessen nur unwesentlich verringern.

Die Stimmung in den Belegschaften der drei ostdeutschen Markenführer Thüringer Waldquell, Glashäger Brunnen und Lichtenauer Mineralquellen ist angespannt. Sie forderten den Tarifabschluss aus Hessen sowie einen verbindlichen Fahrplan für die Lohnangleichung an den Westen. Das habe die Geschäftsleitung bereits 2019 zugesagt, so die NGG. Davon wolle diese jedoch nichts mehr wissen und bot zwar 50 € mehr Lohnerhöhung als in Hessen an, kürzte aber bei der Inflationsausgleichsprämie um satte 950€. Damit geben sich die Mitarbeiter nicht zufrieden, zumal sie zwei Wochenstunden länger arbeiten als im Westen.

Die Beschäftigten finden das Angebot unfair und sehen es als Missachtung ihrer guten Arbeit. Dass Hassia nun sein Wort bricht und die Angleichung infrage stellt, macht sie berechtigt wütend“, so Uwe Ledwig, Verhandlungsführer und Landesbezirksvorsitzender der NGG im Osten. Er bemerkt: „Der Getränke-Riese Hassia macht im Osten den Umsatz und bezahlt im Westen besser. Dieses Spiel kennen wir. Die Beschäftigten spielen es nicht mehr länger mit“.

Er kündigt deshalb weitere Streiks an: „Das war ein starkes Signal der Kolleginnen und Kollegen. Lichtenauer folgt, weil die Arbeitgeber bislang keine Einsicht zeigen: Rührt sich Hassia nicht, rühren wir uns wieder“.

Hintergrund:

Der hessische Getränkeproduzent ist nach eigenen Angaben der größte Markenanbieter für alkoholfreie Getränke in Deutschland. Produziert werden neben Mineralwasser auch bekannte Marken wie Vita Cola und Bionade. Zum Unternehmen gehören elf Standorte und etwa 1.700 Beschäftigte. Dazu zählen die drei ostdeutschen Standorte im Tarifgebiet Hassia Ost mit mehr als 400 Beschäftigten: Glashäger Brunnen (Mecklenburg-Vorpommern), Lichtenauer Mineralquellen (Sachsen) und Thüringer Waldquell (Thüringen). Weitere ostdeutsche Standorte, die zurzeit nicht zum Tarifgebiet Hassia Ost gehören, sind die 2021 aus der Wüllner-Gruppe übernommenen Standorte Güstrower Schlossquell (Mecklenburg-Vorpommern) sowie Gaensefurther Schlossbrunnen in Sachsen-Anhalt. Im Westen produziert Hassia im Stammhaus Hassia Mineralquellen, beim Wilhelmsthaler Mineralbrunnen, der Rapp’s Kelterei (Hessen), bei Kumpf Fruchtsaft (Baden-Württemberg), Bionade (Bayern) sowie den Mineralbrunnen Carolinen Brunnen (Nordrhein-Westfalen).