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Betriebsratswahlen 2026 - Das Interview mit Sabine Zech und Mario Schädlich

Im nächsten Jahr finden von März bis Mai die regulären Betriebsratswahlen statt.
31. Oktober 2025
  • „Mit längeren Arbeitszeiten ist es nicht möglich Beschäftigte für die Gastronomie zu gewinnen. Viele wollen gern weniger arbeiten.“

    Sabine Zech Dorint Hotel Esplanade Jena, Betriebsrätin
  • „Bereits die Schichtarbeit, die es bei uns gibt, macht es ganz schwer neue Kollegen zu gewinnen. Eine verlängerte Arbeitszeit macht Belegschaften kaputt.“

    Mario Schädlich Unilever Knorr-Werk Auerbach, Betriebsrat

„Du brauchst ein Helfersyndrom“

Zum Thema Betriebsratsarbeit haben wir mit zwei Betriebsräten gesprochen:

Sabine Zech aus dem Dorint Hotel Esplanade in Jena, arbeitet dort im Service und ist seit 24 Jahren Betriebsrätin.

Mario Schädlich von Unilever Knorr-Werk in Auerbach, arbeitete erst in der Produktion Mischerei, dann in Technik und Sicherheit, ist seit 8 Jahren Betriebsrat.

Warum lohnt es sich zu kandidieren? Was kann die Arbeit von Betriebsräten bewirken?

Zum Interview:

Sabine: “Der Betriebsrat ist sehr wichtig. Um faire Arbeitsbedingungen zu erreichen und unser Mitspracherecht wahrzunehmen ist er die grundlegendste Interessensvertretung, die wir als Arbeitnehmer gegenüber dem Arbeitgeber haben.” 

Mario: “Der Betriebsrat ist das Wichtigste in der Firma. Viele Chefs wissen nicht, welche Aufgaben der Betriebsrat hat. Viele Mitarbeiter kommen zu uns, um Probleme zu klären. Der Betriebsrat ist eine Institution, die es geben muss. Wenn wir als Betriebsräte unsere Rechte wahrnehmen, können wir viel bewegen. Die Beteiligten müssen merken: Wenn ich da hin gehe, bringt das etwas!”

Sabine: “Tatsächlich muss man bei den Chefs immer wieder anbringen, was für Rechte Betriebsrat und Arbeitnehmer haben. Das müssen wir immer wieder neu erkämpfen.”

Sabine: "In der Gastro ist es bekanntlich schwierig mit der Arbeitszeit. Wir sind ein Hotel und haben geregelte Arbeitszeiten, auch aufgrund des Betriebsrats. Wir fördern Teilzeit und familienfreundliche Arbeitszeiten - alles in Betriebsvereinbarungen festgehalten.

Eine Ausweitung der Arbeitszeiten findet gar keinen Anklang. Viele wollen gern weniger arbeiten und verzichten dafür auch aufs Geld, gerade neue, jüngere Kollegen. Mit längeren Arbeitszeiten ist es nicht möglich Beschäftigte für die Gastronomie zu gewinnen."

Mario: “Freizeit und weniger zu arbeiten, ist den Leuten mindestens so wichtig wie Geld. Mit Schichtarbeit, die es bei uns gibt, ist es ganz schwer neue Kollegen zu gewinnen. Wir würden gern mehr Auszubildende finden. Eine verlängerte Arbeitszeit macht Belegschaften kaputt.”

Sabine: "Wir haben direkt eine Betriebsvereinbarung zur Arbeitszeit, haben auch eine Stechuhr, müssen aber ständig Zeiten kontrollieren, auch ob die Technik funktioniert. Wir sind als Betriebsrat hinterher, dass die Mitarbeiter ihre Arbeitszeit gutgeschrieben bekommen, das Arbeitszeiten eingehalten werden und wir bei kurzfristigen Dienstplanänderungen angehört werden.

Mario: Es ist oft traurig zu sehen, wie wenig Ahnung Vorgesetzte von den Arbeitszeitregelungen haben und wie oft wir sagen müssen: so geht das nicht. Ein größeres Problem ist bei uns die Saisonarbeit mit den Schwankungen über das Jahr. Es ist ein enormer Aufwand das nachzuhalten, Arbeitszeitkonten einzuhalten. Viel Arbeit, aber die Zeit muss man sich nehmen! Wenn Leute wochenlang 9 ½ Stunden arbeiten, gibt es die große Gefahr des Burnouts."

Sabine: “Ein Problem ist auch die große Verdichtung der Arbeit. Immer weniger Leute müssen mehr Gäste abarbeiten. Gerade ältere Beschäftigte schaffen das nicht mehr. Flexibilisierung ist schon heute möglich, man kann schon zwischen 6 und 10 Stunden täglich arbeiten, mit Pause fast 11 Stunden auf Arbeit sein. Eine Ausweitung der Arbeitszeit ist untragbar.”

Sabine: “Es ist nicht einfach Kolleginnen dafür zu aktivieren. Man sollte dazu ein breites Kreuz mitbringen und ein dickes Fell haben. Man muss das Helfersyndrom haben. Meine Motivation kommt aus jeder Betriebsvereinbarung, jeder Tariferhöhung oder wenn wir für Mitarbeiter bessere Entgeltgruppen erreichen.”

Mario: "Es hilft damit Werbung zu machen, dass der Betriebsrat gute Arbeit macht. Das macht es für Leute interessant daran mitzuwirken. Klar, es ist nicht einfach Verantwortung zu übernehmen. Ich versuche den Leuten die Angst zu nehmen, sie zu gewinnen Teil davon zu werden. Letztens habe ich ein jüngeren Kollegen angesprochen, der seit seiner Ausbildung im Betrieb ist und er hat gesagt: Ich mach mit. Das ist richtig cool. Wenn du solche Beispiele hast, hilft das auch in anderen Gesprächen.

Betriebsversammlungen sind auch ein wichtiges Instrument. Die Belegschaft guckt, wie geht der Betriebsrat mit der Werksleitung um und andersrum. Wenn wir zeigen, wir lassen uns nicht alles gefallen, zeigt das den Leuten, was geht. Man muss Erfolge zeigen, das kann Einzelne motivieren."

Sabine: "Wir arbeiten sehr konsequent. Wir haben unsere Betriebsvereinbarungen und die Gesetze. Wir prangern Verstöße an, wenn sie auftreten und genehmigen dann auch die Dienstpläne nicht. Wir maßregeln wenn es zu kurze Ruhezeiten gibt und achten darauf, dass die Arbeitszeit insgesamt im gesetzlichen Rahmen bleibt. Wir setzen uns auch für eine gerechte Verteilung der Wochenendarbeit ein. Jeder, der in der Gastro arbeitet, weiß, dies ist nicht selbstverständlich.

Wichtig: Immer im Gespräch bleiben, nicht nur mit den Mitarbeitern, sondern auch der Abteilungsleitung und Direktion. Und: Schriftlich Anmahnen! Ein mündliches Gespräch ist schnell vergessen. Man muss immer dranbleiben. Im Moment läuft das bei uns gut, wir haben auch eine gute Direktorin. Wir konnten sogar erreichen, dass neues Personal im Housekeeping akquiriert wurde, weil es dort zu viele Überstunden gab."

Mario: "Das größte Problem ist die Angst. Es wird versucht, den Betriebsräten Angst zu machen, meistens unberechtigt. Das war bei uns so am Anfang, es wurde versucht mit Angst zu regeln. Es hießt dann müssen wir die Bude zu machen, Leute entlassen und so weiter. 

Du brauchst viel Informationen, der Betriebsrat muss am besten von allen wissen, was im Betrieb los ist. Dann stellt sich die Situation oft ganz anders dar.

Natürlich muss man eine Auseinandersetzung auch aus- und durchhalten können. Das ist nötig, um Positives zu erreichen. Du musst zur Not auch mal vor Gericht gehen. Das verändert eine Menge. Wenn du Erfolg hast, gibt dir das Aufwind."

Mario: "Als Betriebsrat muss ich mich schulen! Man muss nicht alle Gesetzte auswendig können, nur wissen, wo etwas steht!"

Sabine: “Für mich ist wichtig, dass die Betriebsräte sich mehr vernetzen. Dann merkt man, ich bin mit meinen Problemen nicht allein. Das müsste mehr passieren. Es geht anderen genauso, so schlimm ist es nicht. Fände ich wichtig, dass mehr zu befördern.”

Mario: “Sehe ich genauso. Bei uns im NGG-Regionsvorstand machen wir das eigentlich ziemlich gut. Und du brauchst ein Plan, wenn du nicht mehr Betriebsrat bist. Dass darf dich nicht schrecken. Das sollte allen vorher klar sein, wenn sie kandieren.”

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