Mit einem Aufruf zu Arbeitsniederlegungen in bestimmten Arbeitsbereichen bei Teigwaren Riesa hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) die zweite Streikwoche bei dem Unternehmen eingeleitet. Durch die gezielte Streiktaktik war es bereits letzte Woche gelungen, die Produktion weitgehend zum Erliegen zu bringen.
„Der Start der zweiten Streikwoche ist ein klares Signal an die Unternehmenszentrale in Trochtelfingen, den Ernst der Situation zu begreifen. Riesa Nudeln sind ein gutes Produkt, hier wird gute Arbeit geleistet, die muss auch entsprechend bezahlt werden. Niedriglöhne müssen bei Teigwaren Riesa ein Auslaufmodell werden. Wir wollen Verhandlungen über Lohnerhöhungen statt Lohnblockade. Falls das noch nicht in der Unternehmenszentrale der ALB-GOLD-Gruppe in Baden-Württemberg angekommen ist, werden wir das in dieser Woche deutlich machen“, erklärt Olaf Klenke.
„Natürlich würden wir lieber unsere Arbeit machen, als hier im Regen zu stehen. Aber es hilft ja nichts! Wir wollen endlich faire Löhne, von denen wir auch im Alter leben können. Ich hoffe, dass unser Signal endlich in Trochtelfingen ankommt: Wir hier bei Teigwaren Riesa sind bereit, zu kämpfen. Wir werden die Lohnmauer endlich einreißen“ so Anke Kühne, stellvertretende Schichtleiterin Verpackung.
Unterstützung gab es unterdessen auch vom Betriebsrat der Newlat GmbH (Birkel/ 3Glocken). Sie unterstützen die Forderungen Kolleginnen und Kollegen aus Riesa.
Bildnachweis: NGG / Auch Wind, Regen und Sturm hält die Beschäftigten bei Teigwaren Riesa nicht auf. Sie gingen heute in die 2. Streikwoche.
Hintergrund:
Die Lebensmittelgewerkschaft NGG fordert bei dem Nudelproduzenten Teigwaren Riesa deutliche Lohnerhöhungen. Gegenüber Nudelproduzenten in Westdeutschland bestehe eine Lohnlücke von über 700 Euro im Monat. Diese will die NGG schrittweise schließen und mit dem Unternehmen über erste Schritte verhandeln. Derzeit liegt die unterste Lohngruppe bei Riesa Nudeln nur bei einem Stundenlohn von 9,94 Euro und damit lediglich 34 Cent über dem derzeitigen Mindestlohn. Viele Beschäftigte erhalten einen Stundenlohn bis zu 11,50 Euro. Etwa 80% der Beschäftigten erhalten einen Stundenlohn von 13 Euro oder weniger.
Die Tariferfolge bei anderen Lebensmittelbetrieben geben nach Ansicht der NGG die Richtung vor. So wurde im letzten Jahr beim Ölwerk Cargill in Riesa ein Tarifvertrag vereinbart, mit dem die Monatsentgelte der Beschäftigten stufenweise bis Ende des Jahres 2022 um 358 Euro steigen. Beim FRoSTA-Tiefkühlwerk in Lommatzsch wurde für denselben Zeitraum ein Betrag von 395 Euro festgelegt. Damit wird die noch bestehende Lohnlücke deutlich verkleinert. In beiden Fällen kam es davor zu Streiks.
Beim Nudelhersteller in Riesa arbeiten etwa 150 Beschäftigte. Der Betrieb ist eine Tochter des Teigwarenherstellers Alb-Gold aus Baden-Württemberg. Die Gewerkschaft NGG hatte vor zwei Jahren mit mehreren 24 Stunden-Streiks erstmals in dem Unternehmen einen Tarifvertrag durchgesetzt.