Ein Leben lang arbeiten – und trotzdem reicht die Rente nicht: In den ostdeutschen Bundesländern sind rund 776.000 Vollzeitbeschäftigte selbst nach 45 Arbeitsjahren im Rentenalter von Armut bedroht. Davor warnt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) im Landesbezirk Ost auf Grundlage von Zahlen der Bundesagentur für Arbeit und der Deutschen Rentenversicherung.
Demnach verdienen 20 Prozent aller Beschäftigten, die in Ostdeutschland (inklusive Berlin) in Vollzeit arbeiten, weniger als 2.050 Euro brutto im Monat. Rein rechnerisch müssten sie sogar mehr als 45 Jahre lang arbeiten, um auf eine Rente oberhalb der Grundsicherungsschwelle von aktuell 835 Euro zu kommen. Altersarmut ist kein Schreckensszenario in der Zukunft, sondern für viele Menschen längst Realität. Die Rente derer, die zum Beispiel jahrzehntelang in einer Bäckerei oder Gaststätten gearbeitet haben, reicht schon heute oft nicht aus. Rentenkürzungen oder Forderungen über ein späteres Eintrittsalter sind der falsche Weg. Stattdessen muss die Politik die gesetzliche Rente stärken!
Gerade im Hotel- und Gaststättengewerbe gibt es einen enormen Handlungsbedarf, um die Einkommen wirklich armutsfest zu machen. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit verdienen in den neuen Bundesländern (inklusive Berlin) aktuell rund 70.000 von insgesamt 107.500 Vollzeitbeschäftigten im Gastgewerbe weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens. Es kann niemanden überraschen, dass während der Corona-Krise so viele Köche und Hotelangestellte ihre Branche verlassen haben.
Das Rentenniveau, also die durchschnittliche Rente nach 45 Beitragsjahren bei mittlerem Verdienst, darf nicht weiter absinken. Seit dem Jahr 2000 ist das Rentenniveau von rund 53 Prozent auf aktuell 48 Prozent abgesenkt worden. Konkret bedeutet das: Geringverdiener mit einem Einkommen von weniger als 2.050 Euro brutto im Monat müssen statt 42 nun fast 46 Jahre lang arbeiten, um überhaupt noch die Grundsicherungsschwelle im Alter zu erreichen. Aber vier Jahre länger an der Bäckereitheke, in der Lebensmittelfabrik oder im Schlachthof am Band zu stehen, ist vielen Beschäftigten gesundheitlich gar nicht möglich. Jede Anhebung des Renteneintrittsalters ist somit faktisch eine Rentenkürzung.
Unsere Forderung an die nächste Bundesregierung: Das derzeitige Rentenniveau muss stabilisiert und perspektivisch angehoben werden. Die von Wirtschaftsverbänden geforderte „Rente mit 70“ ist der falsche Weg und ein Schlag ins Gesicht der Menschen, die körperlich arbeiten und schon bis 67 nicht durchhalten können.