Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen bei Teigwaren Riesa (Sachsen) werden die Beschäftigten des sächsischen Nudelproduzenten ihren Protest gegen ihre Niedriglöhne zur Eigentümerfamilie des Unternehmens in die Schwäbische Alb tragen. Dort liegt der Ursprungsbetrieb des Unternehmens ALB-Gold. Eine Delegation der Streikenden wird am 7. und 8. September nach Trochtelfingen fahren. Das beschlossen die Beschäftigten heute auf einer Streikversammlung ihrer Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).
Hintergrund für die Aktion: Nach 3 Wochen Streik ließ die Geschäftsführung von Teigwaren Riesa die gestrige Tarifverhandlung an einer Lohnerhöhung von 50 Cent scheitern.
„Ob Nudeln von ALB-Gold oder Riesa Nudeln, für ein gutes Produkt und gute Arbeit müssen ordentliche Löhne gezahlt werden. Diese Botschaft wollen wir zur Eigentümerfamilie Freidler nach Trochtelfingen tragen. Die Beschäftigten aus Riesa wollen weg von Armutslöhnen und die Lohnlücke zwischen Ost und West verkleinern. Das ist eine Frage der Lohngerechtigkeit, über die Ost-West-übergreifend Einigkeit bestehen sollte,“ so Olaf Klenke von der Gewerkschaft NGG.
Der Familie gehören das Unternehmen ALB-GOLD als auch Teigwaren Riesa. Der Sohn André Freidler ist Geschäftsführer des Betriebes in Riesa.
Hintergrund:
Beim Nudelhersteller Teigwaren Riesa arbeiten derzeit etwa 150 Beschäftigte. Das Unternehmen ist führender Markenhersteller in Ostdeutschland und wurde in den 1990er Jahren von dem schwäbischen Unternehmen ALB-GOLD gekauft. 2019 erfolgte eine eigenständige Ausgliederung, Eigentümerin ist weiter die Unternehmerfamilie Freidler.
Über mögliche Lohnerhöhungen für die Beschäftigten wird seit Juli 2021 verhandelt. In den Tarifverhandlungen am Donnerstag hat das Unternehmen eine mögliche Einigung an einer Erhöhung des Stundenlohns von 50 Cent scheitern lassen. Der verhandelte Vorschlag sah vor, den Stundenlohn stufenweise bis zum 1.3.2022 um einen Euro zu erhöhen. Das Unternehmen wollte dann den Tarifvertrag ohne weitere Erhöhung bis 31.3.2023 verlängern. Die Gewerkschaft forderte für eine längere Laufzeit eine weitere Erhöhung um 50 Cent in der Stunde. Diesen Schritt wollte das Unternehmen nicht mitgehen und lehnt auch eine kürzere Laufzeit des Tarifvertrages ab.
Die Lebensmittelgewerkschaft NGG fordert bei dem Nudelproduzenten Teigwaren Riesa deutliche Lohnerhöhungen. Gegenüber Nudelproduzenten in Westdeutschland bestehe eine Lohnlücke von über 700 Euro im Monat. Diese will die NGG schrittweise schließen und mit dem Unternehmen über erste Schritte verhandeln. Derzeit liegt die unterste Lohngruppe bei Riesa Nudeln nur bei einem Stundenlohn von 9,94 Euro und damit lediglich 34 Cent über dem derzeitigen Mindestlohn. Viele Beschäftigte erhalten einen Stundenlohn bis zu 11,50 Euro. Etwa 80% der Beschäftigten erhalten einen Stundenlohn von 13 Euro oder weniger. Die Tariferfolge bei anderen Lebensmittelbetrieben geben nach Ansicht der NGG die Richtung vor. Damit wird die noch bestehende Lohnlücke deutlich verkleinert. In beiden Fällen kam es davor zu Streiks.