Die Oettinger Brauereigruppe plant, ihren Traditionsstandort in Gotha zu schließen und die Kapazitäten für Mehrweg massiv zu reduzieren. Ein Gutachten, das die Betriebsräte in Auftrag gegeben haben, bestätigt zwar den Handlungsbedarf, bewertet die geplanten Maßnahmen aber kritisch: Sie bergen enorme Risiken hinsichtlich der Lieferfähigkeit und Qualität. „Nur mit einer zukunftsfähigen Strategie können langfristig das Bestehen des Unternehmens und die Arbeitsplätze an allen Standorten gesichert
werden“, sagt Freddy Adjan, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), und hat angesichts des akuten Handlungsbedarfs Oettinger zu Gesprächen über die Umstrukturierung aufgefordert.
Mit der geplanten Schließung des Standortes Gotha in Thüringen soll die Dosenanlage nach Mönchengladbach verlagert, die Mehrweganlagen sollen insgesamt von acht auf vier reduziert werden. Die NGG befürchtet, dass es dadurch zu Lieferengpässen in der Fläche kommen könnte. Darüber hinaus sei geplant, Personal einzusparen und die Löhne bei Neueinstellungen in der Logistik zu senken. Laut Gutachten könnten mit diesen Maßnahmen zwar kurzfristig Kosten reduziert werden,
aber, so Adjan: „Die grundlegenden Probleme werden nicht gelöst. Statt zu hoffen, dass ‚Einweg und Dose‘ es schon richten werden, muss Oettinger den Mehrweganteil stärken und wieder konkurrenzfähig werden.“ Es sei notwendig, eine Strategie zu entwickeln, um dem sinkenden Absatz bei Mehrweg entgegenzuwirken und die Logistik zu modernisieren. Außerdem laufe die Schwächung der Mehrwegsparte gegen den gesellschaftlichen Trend.
Am Montag, den 1. August 2022, findet eine erste Verhandlung der Arbeitnehmervertretung mit der Geschäftsführung zum Interessenausgleich für die geplante Umstrukturierung statt. Inhalt soll vor allem die Entwicklung einer nachhaltigen und langfristigen Strategie sein.
Hintergrund:
Die Oettinger Brauereigruppe ist ein Familienunternehmen mit Standorten in Oettingen (Zentrale), Gotha, Mönchengladbach, Braunschweig (ehemals Feldschlößchen-Brauerei) sowie einem
Auslieferungslager in Walldorf und beschäftigt mehr als 1.000 Menschen.