Streikende: Eigentümerfamilie muss sich der Verantwortung stellenNudel-Protest vor dem Alb-Gold Werk in Trochtelfingen

20. Oktober 2022

„2 Euro mehr Lohn pro Stunde. Weg vom Mindestlohn. Raus aus dem Niedriglohn.“ Diese Botschaft trug heute eine Delegation von Streikenden der Riesa NUDELN direkt vor die Firmenzentrale von Alb-Gold nach Trochtelfingen. Dort ist der Stammsitz der Unternehmerfamilie Freidler, der sowohl Alb-Gold als auch Teigwaren Riesa gehört. Mit einer neunstündigen Busfahrt machten sich die Streikenden aus Sachsen auf den Weg zur Schwäbischen Alb.

Die Beschäftigten des ostdeutschen Marktführers Riesa NUDELN streiken seit knapp zwei Wochen. Viele Beschäftigte, vor allem Frauen in der Verpackung, verdienen derzeit nur 12,51 Euro und damit kaum mehr als Mindestlohn. Das Unternehmen ist bisher nicht bereit, auf die Forderung der Beschäftigten und ihrer Gewerkschaft nach einer Erhöhung des Stundenlohns um 2 Euro einzugehen.

In vier Verhandlungsrunden hat die Arbeitgeberseite ihr Angebot nicht nachgebessert. Sie will die Löhne lediglich um 1,20 Euro in der Stunde erhöhen. Weitergehende Angebote schließt sie bisher aus. Der Streik bei Teigwaren Riesa führt bereits jetzt zu Lieferengpässen, nicht nur in Riesa, sondern auch bei Alb-Gold in Baden-Württemberg, für die in Riesa bestimmte Nudeln produziert werden.

„Armutslöhne beim ostdeutschen Markenführer müssen endlich der Vergangenheit angehören. Das muss das Unternehmen und die Eigentümerfamilie verstehen. Sie müssen ihre Lohnblockade beenden“, fordert Olaf Klenke von der NGG Ost. Über 32 Jahre nach der Deutschen Einheit müsse es bei Teigwaren Riesa und Alb-Gold endlich Lohngerechtigkeit geben.

Der Gewerkschafter weiter: „Die Beschäftigten wollen Löhne von denen sie heute Leben können und die später eine armutsfeste Rente ermöglichen. Das ist doch nicht zu viel verlangt. Die Familie Freidler muss sich einen Ruck geben, andernfalls werden die Streikfolgen immer dramatischer.“

Viel Unterstützung und Zuspruch bekamen die Streikenden von den Besucherinnen und Besuchern des Kundenzentrum von Alb-Gold. Zugleich informierten sie mit einer Flugblattaktion die Beschäftigten von Alb-Gold über ihre Situation und ermutigten, aufeinander zu zugehen. In Trochtelfingen gibt es bisher weder Betriebsrat noch Tarifvertrag. Unterstützung bekamen sie von örtlichen Gewerkschaften und Beschäftigten anderer Betriebe.

Hintergrund:

Beim Nudelhersteller in Riesa arbeiten etwa 150 Beschäftigte. Der Betrieb ist eng mit Teigwarenhersteller ALB-GOLD aus Baden-Württemberg (Standorte: Trochtelfingen sowie Spaichinger Nudelmacher) verbunden. Beide Unternehmen gehören der Familie Freidler.