Nancy Bewosch, gelernte Hotelfachfrau im Seaside Park Hotel Leipzig spricht über ihre Erwartungen an die Tarifverhandlungen im Hotel- und Gaststättengewerbe Sachsen und die Perspektiven der Branche.
Wie bist du zur NGG gekommen?
Den Gedanken, in die NGG einzutreten und aktiv zu werden, hatte ich schon länger. Den Schritt habe ich nach meiner Elternzeit getan. Ich bin kein Lemming, der hinterherläuft, sondern mache den Mund auf und sage meine Meinung. In der Tarifkommission für das Hotel- und Gaststättengewerbe Sachsen möchte ich für bessere Bedingungen in unserer Branche sorgen.
Eure Branche ist wie kaum eine andere von der Pandemie getroffen …
Ja. Aber Corona beschleunigt, was davor schon da war. Uns rennen die Leute weg. Ich habe den Beruf gelernt und habe Ansprüche an meine Arbeit. Die sind kaum noch zu erfüllen. Es kommen keine qualifizierten Beschäftigten mehr nach. Wir müssen neben der Arbeit ausbilden, einarbeiten und haben enorm viel zu tun.
Wie kann die Situation verbessert werden?
Wir brauchen bessere Arbeitsbedingungen, das fängt beim Lohn an. Viele kommen gerade so über den Monat. Für das, was wir leisten, verdienen wir viel zu wenig. Wir arbeiten, wenn andere abends oder am Wochenende bei ihrer Familie sitzen oder zum See fahren. Und das machen wir gern! Aber auch wir haben Familie. Wir wollen Wertschätzung, die sich auch im Lohn widerspiegelt.
Was wünschst du dir für die Entgelttarifverhandlungen?
Die Arbeitgeber müssen auf uns zukommen. Sie haben sich nicht auf einen Kurzzeittarifvertrag eingelassen, den wir vorgeschlagen haben. Noch immer verlassen sie sich darauf, dass die bestehenden Teams alles rausreißen. Aber wenn ich keinen Koch, keine Kellnerin mehr habe, die sich hinstellen, können sie den Laden dicht machen. Von meinen Leuten wünsche ich mir, dass sie mehr Gesicht zeigen, nicht alles hinnehmen und sich in der Gewerkschaft engagieren. Es geht um ihren Job!