18. Gewerkschaftstag der NGGDas älteste und jüngste Gesicht

11. November 2023

Das älteste wie jüngste Gesicht der Teilnehmenden des 18.Gewerkschaftstages der NGG kommen aus dem Landesbezirk Ost. Wir haben mit beiden gesprochen.


Ruth Köhn geboren in Berlin , wird im Dezember 96 Jahre alt. 1948 trat sie der NGG bei und engagierte sich zunächst ehrenamtlich. 1949- 1987 war sie als Hauptamtliche in unterschiedlichen Positionen tätig.

Wie bist du zur Gewerkschaft NGG gekommen?
Meine Tante arbeite als Sekretärin im DGB und  animierte mich, in der Jugendarbeit der NGG mitzumachen, was schließlich meine ganze Freizeit belegte. Schnell bekam ich Funktionen in den Gremien der NGG und des DGB. Zirka ein Jahr später, zum 1. Mai 1949 wurde ich hauptamtlich bei der UGO (Unabhängige Gewerkschaftsopposition, heute der Deutsche Gewerkschaftsbund, kurz DGB).

Wie hat dich unsere NGG geprägt?
anz intensiv hat mich seinerzeit die Jugendarbeit geprägt. Darüber habe ich viele Kolleg*innen kennenlernen dürfen, insbesondere international. Im geschäftsführenden Hauptvorstand war ich neben der Jugend- und  Frauenarbeit auch für Bildung zuständig. Es macht mich stolz sagen zu können: Ich habe mit den Grundstein für das Bildungszentrum der NGG, dem BZO gelegt, in dem heute Betriebsräte das Handwerk für die betriebliche Mitbestimmung erlernen.

Was siehst du als Aufgabe der Gewerkschaft NGG an, wenn du an die Zukunft denkst?
ch habe von der Blockade Berlins, dem Mauerbau bis zum Mauerfall alles miterlebt. In jeder dieser Zeiten hat es Höhen wie Tiefen gegeben. Im Nachwendeosten haben sich die Menschen vielleicht aus Dankbarkeit, nicht mehr das russische Regime erleiden zu müssen, mit schlechteren Arbeits- und Lohnbedingungen abgefunden. Über viele Jahre hat sich Frustration aufgebaut. Wir müssen aufzeigen, dass wir nur in der Gewerkschaft revoltieren können und müssen. Dabei muss der internationalistische Gedanke eine zentrale Rolle spielen.


Léon Stegherr, 19 Jahre alt und im Erzgebirge aufgewachsen. Nach dem Abitur zog es ihn nach Leipzig. Dort absolviert er in der Sternburg Brauerei eine Ausbildung zum Brauer und Mälzer.

Wie bist du zur Gewerkschaft NGG gekommen?
Ich hatte schon immer Interesse am Arbeitskampf. Die gewerkschaftliche Organisation ist für die Klasse der Arbeiter*innen das Einzige, was uns im Kapitalismus bleibt. Nur vom Jammern ändert sich nichts. Gewerkschaften sind antifaschistisch, stellen sich gegen jegliche Art von Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus, auch deshalb bin ich in der NGG genau richtig.

Auf dem Gewerkschaftstag bist du der jüngste Delegierte. Wie möchtest du diese Stimme nutzen?
Mich treibt der aktive Kampf gegen die politischen Unterschiede zwischen Ost und West an, dass es seit über 30 Jahren Unterschiede im Lohn gibt. Als Mitglied der Tarifkommission habe ich gespürt, wie wichtig eine starke Gewerkschaft ist. Bei den Auszubildenden ist da noch Überzeugungsarbeit zu leisten. Auf dem Gewerkschaftstag will ich die Auszubildenden der NGG-Branchen repräsentieren und ihnen eine Stimme geben. Wir sind keine billigen Arbeitskräfte, sondern wollen ausgebildet werden. Ich werde mich für die Annahme der Anträge stark machen, die die Ausbildung verbessern sollen.

Was treibt dich in deiner ehrenamtlichen Tätigkeit bei unserer NGG an? 
Gewerkschaften sind der wichtigste Pfeiler in der Arbeitswelt. Bei jungeNGG habe ich viele Leute kennengelernt und gemerkt,  wir haben gemeinsame Ziele: gegen Ausbeutung und für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen. Eben ein Stück weit die Welt verbessern. Sich zu vernetzen ist mir ebenso wichtig, wie meine lokale und bundesweite Arbeit zusammen zu bringen.