Die etwa 120 Lieferando-Beschäftigten am Standort Dresden haben gestern erstmals einen Betriebsrat gewählt. Bei den Wahlen zeigte sich ein großes Interesse der Belegschaft an betrieblicher Mitbestimmung: Mit 52% war die Wahlbeteiligung beim deutschen Lieferdienst-Marktführer und für die Lieferdienstbranche ungewöhnlich hoch. Die große Anzahl an Minijobbern in der Belegschaft und der Umstand, dass die Beschäftigten einzeln auf Fahrrädern unterwegs sind, macht es viel schwieriger die Beschäftigten zu erreichen als in anderen Branchen. Damit gibt es nach Leipzig den zweiten Betriebsrat bei Lieferando in Sachsen.
Grund zum Feiern hatten insbesondere die Kandidatinnen und Kandidaten der Liste der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gasstätten (NGG). Auf ihren Wahlvorschlag "Workers Unite" Dresden entfielen sechs der insgesamt sieben Sitze.
Veit Groß, Gewerkschaftssekretär der NGG in der Region Dresden-Chemnitz erhofft sich dafür weiteren Rückenwind auch für das Ziel eines Tarifvertrages für die Lieferando-Beschäftigten in Deutschland: "Wir sehen hier, was Gewerkschaften auch in digitalen Unternehmen erreichen können. Diese Wahl setzt ein klares Zeichen, dass die Kolleginnen und Kollegen bei Lieferando sich aktiv für gute Arbeitsbedingungen einsetzen wollen".
Die Gewerkschaft NGG hat für die Beschäftigten der Essenlieferdienste die Initiative „Liefern am Limit“ gegründet und streitet bei Lieferando für einen ersten bundesweiten Tarifvertrag in der Branche. Gefordert wird ein Stundenlohn von mindestens 15 Euro für die Fahrerinnen und Fahrer sowie Zuschläge für bestimmte Einsatz- und Lieferzeiten, 30 Tage Urlaub im Jahr und weiteres.