Erstmal Streik bei der Sektkellerei Rotkäppchen-Mumm in Freyburg/UnstrutFlasche leer

10. November 2023

Die Beschäftigten des Marktführers Rotkäppchen-Sekt in Freyburg/Unstrut haben heute erstmals die Arbeit niedergelegt. Die Früh- und Spätschicht am Standort mit etwa 200 Beschäftigten streikten für bessere Arbeitsbedingungen. Sie wollen kürzere Arbeitszeiten, bessere Zuschläge und Entlastung für die Schichtarbeit festgeregelt in einem Tarifvertrag.

Zur Arbeitsniederlegung aufgerufen hatte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Bereits in den Tagen zuvor waren andere Betriebe der Ernährungsindustrie in Sachsen-Anhalt in den Streik getreten. Denn in Sachsen-Anhalt wird für viel weniger Lohn deutlich länger gearbeitet als in vergleichbaren Betrieben in den alten Bundesländern. Die Zuschläge sind geringer, die Beschäftigten erhalten weniger Weihnachts- und Urlaubsgeld als ihre Kolleginnen in den Schwesterbetrieben und haben weniger freie Tage.

Uwe Ledwig, Landesvorsitzender und Verhandlungsführer der NGG Ost: „Unsere Mitglieder wollen diesen Missstand 34 Jahre nach dem Mauerfall beseitigen. Deshalb wurde der bestehende Manteltarifvertrag zum 31.08.2023 gekündigt.“  Ledwig erläutert: „Er ist 18 Jahre alt und wurde 2005 aus Westtarifverträgen mit Ost-Abschlägen abgeschrieben. Wir müssen ihn dringend an die heutige Zeit anpassen.”

Bei den Arbeitgebern vermisst er das Verständnis für den Handlungsbedarf: „Sie wissen, dass der Arbeitskräftemangel größer wird und die Beschäftigten zurzeit in der besseren Position sind, was insbesondere die Arbeitsplatzwahl betrifft. Aber Lösungen und Verantwortung sehen sie zu wenig bei sich selbst.”

In den Betrieben des Tarifgebietes Ernährungswirtschaft Sachsen-Anhalt arbeiten ca. 3.700 Beschäftigte. Dazu gehören neben der Sektkellerei Rotkäppchen bekannte Unternehmen wie oder der Knäckebrot Hersteller Burger sowie große Konzernbetriebe von Südzucker, der Schwarz-Produktion (LIDL/Kaufland), Schäfers (Edeka), Döhler, Homann und Hassia Mineralbrunnen.

Da zwei Verhandlungsrunden kaum Bewegung bei den Arbeitgebern gebracht hätten, würden sich nun die Beschäftigten bewegen: „Sie haben eine klare Erwartung, dass es deutliche Verbesserungen ihrer Arbeitsbedingungen geben muss. Und dafür werden sie jetzt mit den Streiks aktiv. Die Arbeitszeitmauer in Sachsen-Anhalt muss fallen” gibt sich Verhandlungsführer Ledwig kämpferisch.