
Gestern warteten viele Dresdner vergeblich auf ihr bestelltes Abendessen. Grund dafür: die jüngste Streikwelle der Kuriere von Lieferando erfasst nun auch Dresden: Von 17.00 – 21.00 Uhr legten die Beschäftigten von Lieferando die Arbeit nieder – so blieb ein Großteil der Bestellungen liegen, das Bestellsystem brach zwischenzeitlich zusammen. Gemeinsam mit ihrer Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) erhöhen die Beschäftigten so den Druck auf den Lieferdienst-Marktführer. Denn dieser weigert sich beharrlich, über einen Tarifvertrag zu verhandeln.
Auch den Dresdner Beschäftigten riss nun der Geduldfaden: „Lieferstreik!“ lautete ihre Parole – und sie sorgten dafür, dass sie gehört wurden. Knapp 100 Beschäftigte und Unterstützer zogen lautstark zur Frauenkirche und versammelten sich danach am Goldenen Reiter. Kurierfahrer und NGG-Mitglied Alexander Kentop erklärt: „Wir verdienen Mindestlohn und Lieferando versucht das mit Zahlentricks schönzurechnen. Die Leute sind sauer: Wenn nicht sehr bald über einen Tarifvertrag verhandelt wird, werden wir weiter streiken“.
Das Unternehmen, das in seiner Außendarstellung stets Wert darauflegt, als mitarbeiterfreundlich wahrgenommen zu werden, zeigte sich während des Streiks indes von einer anderen Seite: Der Versuch, den eigenen Betriebsräten rechtswidrig Hausverbot zu erteilen, musste von der Polizei unterbunden werden.
Die Beschäftigten ließen sich nicht einschüchtern: Thomas Lißner, Geschäftsführer der NGG in Dresden, zeigt sich vom Mut der Lieferando-Belegschaft beeindruckt: „Da kocht gerade etwas über – der Frust über die Arbeitsbedingungen bei Lieferando ist schon lange da, aber die Komplettverweigerung beim Thema Tarifvertrag ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt“. Lißner betont, dass der gestrige Streik nur der Anfang war. Wenn Lieferando seinen Beschäftigten nicht bald den nötigen Respekt entgegenbringe, werde man den Arbeitskampf verschärfen.