Die Beschäftigten des Tiefkühl-Pizza-Pizzahersteller in Osterweddingen (Landkreis Börde) legten heute früh die Arbeit nieder. Sie wollen nicht mehr länger arbeiten, weniger Urlaub haben und weniger Zuschläge und Sonderzahlungen bekommen als im West-Schwesterwerk in Muggensturm, Baden-Württemberg (und das alles auch noch bei deutlich weniger Lohn am Monatsende). Das soll bald Geschichte sein. Sie machen sich heute vor dem Werkstor Luft und kämpfen für einen neuen Manteltarifvertrag.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) fordert die Beschäftigten der Ernährungsindustrie Sachsen-Anhalt zu Streiks auf. Denn in Sachsen-Anhalt wird für viel weniger Lohn länger gearbeitet als in vergleichbaren Betrieben im Westen. Die Zuschläge sind geringer und die Beschäftigten erhalten weniger Weihnachts- und Urlaubsgeld und weniger freie Tage. Damit wagen die Beschäftigten der Lebensmittelindustrie Sachsen-Anhalt den Aufstand! 34 Jahre nach der Wende soll die Arbeitszeitmauer fallen!
Uwe Ledwig, Landesvorsitzender und Verhandlungsführer der NGG Ost: „Unsere Mitglieder wollen diesen Missstand 34 Jahre nach dem Mauerfall beseitigen. Deshalb wurde der bestehende Manteltarifvertrag zum 31.08.2023 gekündigt.“
Ledwig erläutert: „Er ist 18 Jahre alt und wurde 2005 aus Westtarifverträgen mit Ost-Abschlägen abgeschrieben. Wir müssen ihn dringend an die heutige Zeit anpassen.”
Bei den Arbeitgebern vermisst er das Verständnis für den Handlungsbedarf: “Sie wissen, dass der Arbeitskräftemangel größer wird und die Beschäftigten zurzeit in der besseren Position sind, was die Arbeitsplatzwahl betrifft. Aber Lösungen und Verantwortung sehen sie zu wenig bei sich selbst.”
In den Betrieben des Tarifgebietes Ernährungswirtschaft Sachsen-Anhalt arbeiten ca. 3.700 Beschäftigte.
Dazu gehören bekannte Unternehmen wie die Sektkellerei Rotkäppchen oder der Knäckebrothersteller Burger, sowie große Konzernbetriebe von Südzucker, der Schwarz-Produktion (LIDL/Kaufland), Schäfers (Edeka), Döhler, Homann und Hassia Mineralbrunnen.
Da zwei Verhandlungsrunden kaum Bewegung bei den Arbeitgebern gebracht hätten, bewegen sich nun die Beschäftigten.
„Sie haben eine klare Erwartung, dass es deutliche Verbesserungen ihrer Arbeitsbedingungen geben muss. Und dafür werden sie jetzt mit den Streiks aktiv. Die Arbeitszeitmauer in Sachsen-Anhalt muss fallen”, gibt sich Verhandlungsführer Ledwig kämpferisch.