Nichts geht mehr beim Tiefkühlbackwarenhersteller Aryzta in Nordhausen (Thüringen) und Eisleben (Sachsen-Anhalt). Für höhere Zuschläge, ein 13. Monatsgehalt, mehr Urlaubstage und Entlastungen für Schichtarbeit hatte die Lebensmittelgewerkschaft NGG zum Streik aufgerufen. Und fast alle Beschäftigten beteiligten sich, die Linien standen still.
Dem Streik waren vier ergebnislose Verhandlungsrunden über einen neuen Manteltarifvertrag vorausgegangen. In diesem werden die wesentlichen Arbeitsbedingungen geregelt.
„Der große Streikzuspruch zeigt, dem Unternehmen ist dringend geraten umzudenken und seine Blockadehaltung aufzugeben. Wir brauchen Entlastung für die Schichtarbeiterinnen und Schichtarbeiter, zusätzliche Urlaubstage für langjährige Beschäftigte und eine Jahressonderzahlung, die ihren Namen verdient. Sonst wird erneut und länger gestreikt“, sagt NGG-Verhandlungsführer Olaf Klenke.
Wertschätzung und Anerkennung kommen oft im Wortschatz des Managements nicht vor. Die Beschäftigten in Europas größtem Tiefkühlbackwarenkonzern wollen sich das nicht mehr gefallen lassen. Schon jetzt stimmen viele Beschäftigte mit den Füßen ab und verlassen den Betrieb.
Ein Beschäftigter aus der Produktion: „Wir kämpfen für den Arbeitsplatzerhalt, denn fast jeden Tag wird in einem Werk irgendeine Linie heruntergefahren, weil wir einfach keine Mitarbeiter haben. Das können wir nur mit einem ordentlichen Tarifabschluss stoppen.“
Der Stundenlohn vieler Beschäftigter liegt nur wenig über dem Mindestlohn, die untere Lohngruppe derzeit bei 12,33 Euro. Der Entgelttarifvertrag kann aber erst zum Ende des Jahres 2024 gekündigt werden.
Der Aryzta-Konzern in Europa hat im zurückliegenden Geschäftsjahr 2022/23 mehr Umsatz erzielt und ist dazu profitabler geworden. Der operative Gewinn stieg auf 271,3 Millionen Euro (+57,8%). Der Reingewinn lag bei 112 Millionen Euro.
Hintergrund:
In den ostdeutschen ARYZTA-Werken arbeiten derzeit etwa 1.400 Beschäftigte, davon 165 in Nordhausen und ca.1.200 in verschiedenen Werken in Eisleben. In den Werken werden Brötchen und Baguette, Laugengebäck, Brezeln und Croissants für den Einzelhandel und große Handelsketten sowie für die Gastronomie und Bäckereien produziert.
ARYZTA ist nach eigenen Angaben Marktführer in Deutschland und betreibt 32 Großbäckereien in Europa und Südostasien. In Deutschland stellen knapp 2.000 Mitarbeiter täglich 10 bis 15 Millionen Produkte her. In den alten Bundesländern gibt es den Standort in Gerolzhofen (Bayern).