Krankenhaus Dresden Friedrichstadt: Statt Lohnverhandlung Drohbrief vom AnwaltTarifblockade beim Essensversorger PRIMUS

19. September 2023

Im Krankenhaus Dresden Friedrichstadt werden jedes Jahr über 60.000 Patient*Innen stationär versorgt.  Für das leibliche Wohl sorgen 120 Beschäftigte des dortigen Krankenhaus-Caterers PRIMUS Service. 1.600 Portionen bereiten sie täglich für die Beschäftigten und Patient*innen vor und geben sie im Betriebsrestaurant sowie auf den Stationen aus. Sie arbeiten im Schichtbetrieb rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche. Und das in großen Teilen zum Mindestlohn.

Für höhere Löhne forderten die Beschäftigten gemeinsam mit der NGG den Arbeitgeber Anfang August zu Tarifverhandlungen auf. Lange Zeit kam nichts, letzte Woche dann Post vom Anwalt. Aber nicht um zu verhandeln, sondern mit dem Versuch die Beschäftigten und ihre Gewerkschaft einzuschüchtern und zu drohen, bei einem möglichen Streik würden daraus „resultierende Schäden“ geltend gemacht. Zu den geforderten Tarifverhandlungen kein Wort!

Die Beschäftigten sind sauer und fragen sich, welches Zeichen der Wertschätzung das ist für die wichtige Arbeit, die sie leisten.

Annett Müller, Betriebsratsvorsitzende, NGG-Mitglied und Köchin im Betriebsrestaurant Krankenhaus Friedrichstadt: 

„Wir haben uns bei PRIMUS neu organisiert und einen Betriebsrat gegründet. Die Mitarbeiter haben ein klares Ziel: Wir wollen einen Tarifvertrag, in welchen Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung für jeden geregelt sind! Mit der Unterstützung der NGG haben wir unseren Arbeitgeber zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Alle Mitarbeiter an Spüle, Band, Küche und Empfang machen täglich einen super Job. PRIMUS kann nur mit motivierten Beschäftigten ihre Qualitätsgarantie aufrechterhalten. Wir wollen uns mit dem Unternehmen an den Tisch setzen, um zu verhandeln. Ein Schweigen seitens PRIMUS wird die Situation im Objekt nicht verbessern, denn gute Mitarbeitende sind schwer zu finden.“

Susanne Weidlich ist die gute Seele auf Station und bringt den Patient*Innen das Essen bis ans Bett, wegen immer größerer Arbeitsverdichtung fehlt oft die Zeit für die nötigen Worte mit ihnen. Immer schneller soll es gehen. Sie nimmt sich die Zeit trotzdem, hat immer ein aufmunterndes Wort auf den Lippen und rennt dann wie ein Blitz über die Station. „Die Patienten brauchen unsere Aufmerksamkeit. Gesund sollen sie werden, das geht nur mit Einfühlungsvermögen. Immer mehr meiner Kolleginnen schaffen schon die Ausgabe des Essens nicht mehr in den vorgegebenen Zeiten. Für den Mindestlohn halten nur die wenigsten diesen Stress länger als ein paar Monate aus. Wenn der Arbeitgeber jetzt nicht mit uns über einen fairen Lohn reden will, dann gehen immer mehr Leute und der Stress wird noch mehr. Die Patienten sind die Leidtragenden.“

Bis vor zwei Jahren waren die Kolleg*Innen von Primus beim Unternehmen Dussmann beschäftigt und haben einen Tariflohn nach dem Tarifvertrag Hotel- und Gaststättengewerbe Sachsen (HoGa Sachsen) erhalten. Danach wurde der Caterer per Ausschreibung ausgetauscht. Das geht in Sachsen, weil es hier kein Gesetz zur Vergabe von kommunalen Aufgaben gibt.

Unterstützt werden die Beschäftigten von Henning Homann, Vorsitzender der SPD Sachsen und Mitglied des sächsischen Landtags: „Die Beschäftigten des Cateringunternehmens Primus Service GmbH am Krankenhaus Friedrichstadt in Dresden haben sich mit der Bitte um Unterstützung an mich gewandt. Sozialpartnerschaft ist in unsere Demokratie ein hohes Gut. Deshalb ist es wichtig, dass sich die Arbeitgeberseite endlich zu Gesprächen mit den Beschäftigten bereiterklärt. Gute Arbeit verdient faire Löhne. Das ist das Mindeste, was die Beschäftigen von Primus erwarten können. Was im Jahr 2023 gar nicht geht ist, dass Kolleginnen und Kollegen im Osten der Republik schlechter bezahlt werden als im Westen.“,

Die PRIMUS Service GmbH kommt aus Köln und ist nicht tarifgebunden. Die Zentrale im Westen müsse die Forderung der Beschäftigten ernst nehmen, sagt Romy Grahnert von der NGG in Dresden. Die Beschäftigten und ihre Gewerkschaften wollen verhandeln. Die Frage sei, welchen Plan das Unternehmen verfolgt.

Kontakt:    Romy Grahnert, Gewerkschaftssekretärin NGG Region Dresden-Chemnitz, romy.grahnert@ngg.net, mobil 0171 7607063