Tarifrunde Brotindustrie"Wir kriegen nichts geschenkt"

08. Mai 2023

In der Brotindustrie Ost starten die Tarifverhandlungen. Wir haben mit Thomas Schöneburg, Betriebsrat von Harry Brot in Wiedemar/Sachsen und NGG-Tarifkommissionsmitglied für die Brotindustrie Ost gesprochen.

Hallo Thomas, du kommst in deiner Tätigkeit viel rum, oder?

Ja, ich bin in der zweiten Amtszeit freigestellter BR-Vorsitzender bei Harry Brot im Werk und Vertrieb Wiedemar und auch jeden Monat in den sieben weiteren Vertriebsstätten im Südosten vor Ort. Außerdem bin ich als stellvertretender GBR-Vorsitzender viel unterwegs. Ursprünglich als Instandhalter bin ich seit 15 Jahren bei Harry Brot.

In der Brotindustrie Ost starten im Mai die Tarifverhandlungen. Wen betrifft das und was wollt ihr?

Neben uns von Harry Brot gehören Lieken und die von Lieken outgesourcte Logistik Logi-K dazu. Auch wenn die Unternehmen zurzeit unterschiedlich gut dastehen, sind wir uns in der Tarifkommission einig: Lohnverzicht ist nie der richtige Weg. Deswegen haben wir die Forderung von 500 € mehr aufgestellt und eine Vorweganhebung der Löhne bei Logi-K um 10 %. Wir brauchen auf jeden Fall einen Inflationsausgleich.

Wie ist die Stimmung unter den Kolleginnen und Kollegen?

Die Forderung wurde auf jeden Fall positiv aufgenommen und es gibt bei uns bei Harry jetzt mehr Austausch zwischen den Beschäftigten. Gerade in den Vertriebsstellen ist das neu und ein gutes Zeichen. Und vor allem gibt es dort einen kräftigen Zuwachs an NGG-Mitgliedern!

Ost/West ist bei euch auch noch ein Thema, oder?

Unser Geschäftsführer sagt immer, bei uns würden alle gleichbehandelt. Wenn man in den Manteltarifvertrag schaut, sieht man, dass das nicht so ist. Die Zuschläge sind im Westen deutlich höher und es gibt mindestens 10 Tage bezahlte Schichtfreizeit für Beschäftigte ab dem 58. Lebensjahr. Wir wollen, dass auch diese Themen in die Verhandlungen aufgenommen werden. Denn freie Zeit wird wichtiger.

Apropos wichtig, warum ist für dich Gewerkschaft wichtig?

Weil es um die Verteidigung unserer Rechte als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geht. Wir kriegen nichts geschenkt und jeder muss was tun. Deswegen bin ich auch noch ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht Leipzig. Auch das muss getan werden!

Wir wünschen der NGG-Tarifkommission viel Erfolg bei der 1. Verhandlung am 9. Mai und allen eine kämpferische Tarifrunde!