Beschäftigte protestieren vor Haus der Wirtschaft16 -Stunden-Süßwaren-Streik in Berlin

15. Oktober 2024

16-Stunden-Süßwaren-Streik in Berlin

Beschäftigte protestieren vor Haus der Wirtschaft

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ruft nach der zweiten ergebnislosen Lohnverhandlung für die knapp 2.000 Beschäftigten der Süßwarenindustrie Berlins am 15.Oktober erneut zum Warnstreik auf. Die Gewerkschaft zieht vor das Haus der Wirtschaft. Sie fordert eine Lohnerhöhung von 9,9 Prozent, mindestens aber 360 Euro pro Monat mehr für die Beschäftigten. Auszubildende sollen 190 Euro mehr pro Monat erhalten. Der Tarifkonflikt mit dem Arbeitgeberverband spitzt sich zu – bereits im August war gestreikt worden.

 

Verhandlungsführer Uwe Ledwig von der NGG Ost zeigt sich empört: „Die Arbeitgeber haben bei der zweiten Verhandlung nicht einmal ein neues Angebot vorgelegt. Die Leute waren schon vorher wütend, jetzt sind sie richtig sauer. Deshalb antworten wir mit einem längeren Warnstreik von 16 Stunden und zeigen den Arbeitgebern vor dem Sitz ihres Verbands, was wir von ihrer Verhandlungsblockade halten“.

 

Aufgerufen zum Streik sind Beschäftigte der Berliner Süßwarenbetriebe August Storck, Bahlsen, Cargill Lichtenrade und Reinickendorf, Stollwerck, Storck Schokoladen und Wilhelm Reuss für eine Dauer von 16 Stunden. Die Gewerkschaft ruft sie alle vor das Haus der Wirtschaft in Berlin – dem Sitz zahlreicher Arbeitgeberverbände.

 

Zentrale Streikkundgebung: 07:30 – 11:30 Uhr vor dem Haus der Wirtschaft, Am Schillertheater 2, 10625 Berlin.

 

Verhandlungsführer Uwe Ledwig sieht in den Verhandlungen auch einen wirtschaftspolitischen Auftrag: „Gerade erst wurde die Wirtschaftsprognose für dieses Jahr nach unten korrigiert. Alle wissen, der inländische Konsum ist für die deutsche Wirtschaft sehr wichtig. Aber jeder Arbeitgeberverband meint, dass es eine andere Branche zahlen muss. So wird das nix mit einem Aufschwung!“

 

Die Süßwarenindustrie steht laut NGG wirtschaftlich gut da und habe in den Jahren 2022/2023 Rekordumsätze zu verzeichnen gehabt. Davon wolle der Bundesverband der Süßwarenindustrie nichts hören. Uwe Ledwig dazu: „Die Arbeitgeber begründen ihr Miniangebot damit, dass die Inflationsraten so niedrig seien wir lange nicht mehr. Das spüren die Beschäftigen jedoch in ihrem Alltag kaum. Gerade Lebensmittel und Mieten bleiben enorm teuer. Deswegen ist unsere Forderung auch mehr als berechtigt. Die Arbeitgeber würden gut daran tun, ihr Handeln zu überdenken und ein stark verbessertes Angebot zur nächsten Verhandlungsrunde mitzubringen.“

Hintergrund:

Der Bundesverband der Süßwarenindustrie bietet eine Lohnerhöhung in zwei Schritten von einmal 3,1% und 2,6% bei einer Laufzeit von fast zweieinhalb Jahren (28 Monate) an. Die NGG fordert dagegen eine maximale Laufzeit des Tarifvertrags von 12 Monaten. Laut Uwe Ledwig sei es unverständlich, dass die Arbeitgeber in für die Beschäftigten wirtschaftlich unsicheren Zeiten auf extrem langen Laufzeiten beharren und keine neuen Angebote vorlegen. Auch in fünf anderen Tarifgebieten wird aktuell verhandelt, betroffen sind dabei über 50.000 Beschäftigte deutschlandweit. In diesem Tarifkonflikt hat die Gewerkschaft NGG bundesweit bereits über 100 Streiks durchgeführt. In keinem Tarifgebiet gibt es laut NGG neue Angebote – sie sieht darin eine bundesweite Strategie, den Beschäftigten ihren gerechten Lohn vorzuenthalten.