Tarifrunde Hotel- und GastgewerbeWir machen dieselbe Arbeit mit weniger Personal!

11. Juni 2024

Im Hotel- und Gaststättengewerbe werden derzeit in vielen Bundesländern die Entgelttarife neuverhandelt. Verhandlungspartner ist der Deutsche Hotel- und   Gaststättenverband (DeHoGA). Die NGG fordert für Fachkräfte einen Einstiegslohn von 3.000 Euro. Zwei NGG Mitglieder kommen zu Wort.

Edgar Wuckert, Koch im Hilton Dresden, Betriebsrat und seit 2009 im Haus

Sabine Zech, Hotelfachfrau, Betriebsrätin Dorint Jena (vormals Steigenberger), über 25 Jahre im Haus

Edgar, bei euch in Sachsen sind die Tarifverhandlungen festgefahren. Was ist da los?

Edgar: Zunächst hat der DeHOGA gar kein Angebot vorgelegt, in der zweiten Verhandlung war es sehr dürftig. Unsere Forderung von 3.000 Euro ist auf ganz, ganz taube   Ohren gestoßen. Auch wenn das nicht sofort möglich ist, muss es in die Richtung gehen.

Sabine: 3.000 Euro Einstiegsgehalt für Fachkräfte ist in vielen Branchen gang und gebe. Wenn wir nicht   anfangen etwas zu machen, bestehen wir nur noch aus Quereinsteigern. Die Arbeitsverdichtung wird immer schlimmer. Bei uns stehen die Mitarbeiter hinter der Forderung.

Edgar: Die Verweigerungshaltung der Arbeitgeberseite macht die Situation in der Gastronomie nicht besser. Die Nachbesetzung von Stellen wird immer schwieriger. Wir machen dieselbe Arbeit mit weniger Personal. Das merkt man in den Knochen.

Sabine, bei euch in Thüringen ist jüngst  bereits in der 1. Verhandlungsrunde ein Tarifabschluss gelungen. Zufrieden?

Sabine: Ja. Auch wenn wir uns mehr gewünscht hätten, das geht in die richtige Richtung! Für Fachkräfte steigt das Entgelt in drei Stufen bis zum 1. Juli 2026 um 436 Euro auf 2.860 Euro. Das sind noch keine 3.000 Euro, aber nah dran. Das ist auch wichtig. Wir sollen immer flexibler sein. Die Budgets vor Corona werden wieder erreicht, aber mit weniger Leuten.

Edgar: Ich kann mir nicht erklären, warum es in anderen Bundesländern vernünftige Abschlüsse gibt, das aber laut DeHoGa in Sachsen nicht     möglich sein soll. Das stößt auf mein totales Unverständnis.

Was tun?

Sabine: Die Leute müssen für das, was sie haben wollen, kämpfen!

Edgar: Die Unzufriedenheit ist da. Aber der Schritt sich zu organisieren, ist für die Einzelnen schwer. Es fehlt ein bisschen der Mut. Und vielen ist noch nicht bewusst, dass es erstmal keinen Tarifabschluss geben kann.