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Vegan, Nachhaltig, Mindestlohn?

Berliner Trend-Donutbäckerei tritt in Fußstapfen von McDonald’s, Burger King und Co.
13. November 2025
Signalwirkung: Die Beschäftigten der Donut-Bäckerei traten am 6. November erstmals in den Warnstreik, um ihrer Forderung nach mehr Lohn Nachdruck zu verleihen.

Brammibal’s präsentiert sich in sozialen Medien als sozial-ökologisches Vorzeigeunternehmen. Auf Forderungen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) nach besseren Löhnen und einen ersten Streik reagierte das Unternehmen jedoch mit Benefit-Kürzungen und der Einführung eines Fast-Food-Tarifvertrags. So wird weiteren Streiks rechtlich der Riegel vorgeschoben, während die meisten Beschäftigten auch in Zukunft kaum über Mindestlohn verdienen werden.


Große Enttäuschung und Unverständnis breiten sich in der Belegschaft bei Brammibal’s Donuts aus. Seit Monaten fordert die Gewerkschaft NGG dort spürbare Lohnerhöhungen. Anfang November traten die Beschäftigten deshalb auch erstmals in der Firmengeschichte in einen Warnstreik – direkt an der Sonnenallee in Berlin-Neukölln. Wie viele in der Stadt sorgen sie sich über zu hohe Mieten, Energiepreise und teure Lebensmittel – und hofften bis zuletzt auf eine Einigung mit ihrem Arbeitgeber, der zuletzt Rekordumsätze vermeldete und stetig expandiert.
Sie hofften wohl vergeblich. Noch während des Streiks verkündete das Berliner Bäckerei-Start-Up überraschend die Mitgliedschaft im Bundesverband der Systemgastronomie (BDS). Bekannteste Vertreter im BDS sind McDonald’s und Burger King. Weil nun deren Verbandstarifvertrag gilt, dürfen die Beschäftigten bei Brammibal’s nicht mehr streiken. Dieser Fast-Food-Tarif gilt seit 2024 und legt Löhne nah am aktuellen Mindestlohn fest. „Das Unternehmen hat das alles völlig über unsere Köpfe hinweg entschieden und unsere inhaltlichen Forderungen überhaupt nicht ernst genommen“, berichtet eine langjährige Mitarbeitende deshalb wütend.
Brammibal’s inszeniert sich in sozialen Netzwerken sehr erfolgreich als modernes, nachhaltiges Vorbildunternehmen. Laut Gewerkschaft kommt davon aber zu wenig bei den Beschäftigten an. 

„Wir Berlinerinnen und Berliner sind zurecht Stolz auf lokale Unternehmen, die Fairness und Verantwortung zeigen. Brammibal’s macht sich das im Marketing zunutze, nimmt sich aber McDonald’s oder Burger King als Vorbild bei der Bezahlung.“, sagt Alex Korte, Gewerkschaftsekretär der NGG. Er ist überzeugt: „Ein Tarifvertrag für globale Fast-Food-Konzerne hat in einer lokalen, handwerklichen und veganen Donut-Bäckerei nichts verloren“. 

Neben geringen Löhnen hätten Beschäftigte bei Brammibal‘s unter anderem auch mit häufigen Kündigungen in der Probezeit, falschen Versprechungen und schlechten Aufstiegschancen zu kämpfen, berichtet die NGG.

Der Belegschaft bleibt die Hoffnung, die Geschäftsleitung zu einem Umdenken bewegen zu können. Die Gewerkschaft sei weiterhin bereit, so Korte, über die Forderungen zu einem Einstiegslohn von 15,60 Euro pro Stunde und die Zahlung eines angemessenen Weihnachtsgeldes zu sprechen.

Hintergrund: Brammibal’s betreibt in Berlin und Hamburg Bäckereien und rund ein Dutzend Verkaufsfilialen, beispielsweise am Berliner Hauptbahnhof oder Potsdamer Platz. Am 22. Oktober fanden erstmals Gespräche zwischen Geschäftsführung und Gewerkschaft NGG statt. Dabei kam es zu keinem Angebot der Arbeitgeberseite. Nachdem es keine greifbaren Aussichten auf ein Verhandlungsergebnis gab, rief die Gewerkschaft NGG am 6. November von 6:00 bis 10:00 Uhr zu einem Warnstreik in der Bäckerei des Unternehmens in Neukölln auf. Im nun geltenden Tarifvertrag zwischen NGG und BDS (in Kraft seit 01.07.2024) liegt der Einstiegslohn ab Januar bei 13,90 € - genauso wie der gesetzliche Mindestlohn.

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